Angela Steidele, Poetik der Biographie - Vortrag und Lesung

Neue Reihe „Biographie - erforschen, erinnern, erfinden?

Sonntag, 2. Februar 2020 - 10:30

„Souverän sitzt die Biographie zwischen allen Stühlen: zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, zwischen der Wissenschaft und der Kunst, zwischen dem Leben des Biographierten und dem der Biographin.“, meint Angela Steidele in ihrem Essay Poetik der Biographie und schickt sich an „die strittige Natur der Biographie zu klären…“. Sie führt die Leserin ein in eine kurzweilige anschauliche Theorie der Gattung.

Es ist dies ein Werkstattbericht über die bescheidenen Triumphe und fatalen Trugschlüsse ihrer biographischen Recherche in Russland und im Kaukasus auf den Spuren der englischen Tagebuchautorin und Weltreisenden Anne Lister, die 1840 im heutigen Georgien starb.
Wieviel Autobiographie steckt in jeder Biographie? Erzählt die Biographie mehr von der Gegenwart als von der Vergangenheit? Und wer erfindet mehr: der Biograph beim Schreiben oder die Biographierte schon im Leben? Denn „Biographien werden schon im Leben erfunden, oder schöner: Jeder ist sein eigener Biograph.“

Angela Steidele veröffentlichte außerdem die Biographien In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Linck alias Anastasius Rosenstengel, hingerichtet 1721 (2004) und Geschichte einer Liebe. Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens (2010). Ihr Roman Rosenstengel. Ein Manuskript aus dem Umfeld Ludwigs II. (2015) wurde mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet. Anne Lister wurde zur Heldin der achtteiligen Fernsehserie Gentleman Jack (BBC/HBO 2019).