Kulturverliebte ...
Welche Bedeutung die Begegnung mit Kunst und Kultur hat, steht nicht erst seit dem Lockdown fest. Sie bietet nicht versiegende Inspirationsquellen, vielfältige Emotionen, intensiven Austausch mit anderen Personen, außergewöhnliche ästhetische Erlebnisse oder einfach euphorisierende Augenblicke.
Im aktuellen Lockdown gibt es das alles nicht mehr. Aus diesem Grund werden während des Lockdowns unterschiedliche Menschen -Kanzler Kurz nennt sie „Kulturverliebte“- eingeladen, über ihr besonderes Kulturerlebnis zu berichten, um damit die Bedeutung von Kunst und Kultur lebendig zu halten und die Vorfreude auf den zukünftigen Kulturgenuss zu erhöhen. Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen – Politiker*innen ebenso wie Kulturschaffende, Menschen aus dem Gesundheitswesen ebenso wie Lehrende – werden gebeten, in Form eines kleinen selbstverfassten Textes oder als Statement am Telefon, das transkribiert wird, ihr besonderes Kulturerlebnis zu beschreiben.
Statements unter: http://saumarkt.at/kulturverliebte
"Kulturverliebte kritisieren die Schließung der Kulturstätten,"
Bundeskanzler Sebastian Kurz, Ö1-Morgenjournal, 2. November 2020.
Zeichnungen: Johanna Pratzner
Beitrag 27 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Veronika Sutterlüty, Kulturbüro Bregenzerwald
"Wie schön war es doch, Menschen zu sehen! In Sibratsgfäll hat die Künstlerin Ronja Svaneborg die Installation Naturton Spielautomat realisiert und lud im August zur Finnisage ebenjener Kunstperformance. Gemeinsam mit einem Alphornbläser wurden in Sibratsgfäll die verschiedensten Töne zu einem Kunstwerk zusammen getragen. In einer Garage, wie sie in jedem Dorf unzählig auffindbar sind. Der Kulturförderung Kultur im Jetzt zum Dank konnten Projekte wie diese Umgesetzt werden. Der Tausender vollbrachte wahre Wunder, so wurde nicht nur in Sibratsgfäll heimische Kunst gezeigt, nein, in zahlreichen Gemeinden veranstalteten Kulturliebhaber Konzerte – von Kammermusik bis Jazz – engagierten kurzerhand ortsansässige Literaten, luden zum Kulturpicknick und zu Führungen in heimischen Museen. Zugegeben, die Runde im spätsommerlichen Sibratsgfäll war überschaubar. Aber jeder einzelne Besucher würdigte den letzten Abend dieser besonderen kleinen Performance anhand eines Besuches. Sie plauderten, diskutierten und erfreuten sich an diesem Kunstschatz. Und genau das macht Kultur in meinen Augen aus: Menschen treffen sich und stärken somit die Gemeinschaft. Sie sind offen für Neues und geben Unerwartetem eine Chance. Ach, wie ich mich nach solchen Erlebnissen sehne!"
Beitrag 26 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Monika Valentin, Geschäftsführerin Offene Jugendarbeit Feldkirch.
"Der erste Besuch mit meinem Patenkind im Theater am Saumarkt. Sie war noch recht klein. Ich erinnere mich noch gut an die großen Augen beim ersten Besuch, die Skepsis was da vorne wohl passiert. Das Atmen anhalten, wenn es spannend wurde. Die freudige Entspannung, wenn die Geschichte in einem Happy End endet. Heuer wird daraus wohl nichts! Wir müssen uns aufs nächste Jahr gedulden. Ein Konzertbesuch, alle sitzen brav auf ihren Sesseln. Ein ungewohnter Anblick bei einem Rockkonzert. Irgendwann können sich die ersten Zuschauer*innen nicht mehr auf den Plätzen halten. Sie stehen auf und bewegen sich langsam im Rhythmus. Die ganz Mutigen fangen an wie wild am Platz zu tanzen. Konzertbesuche mit Abstandsregeln. Das muss nicht immer so bleiben! Und doch ein kleiner Lichtblick in der kulturellen Leere der letzten Monate."
Beitrag 25 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Johannes Rausch, Theaterleiter, Festivalmitarbeiter
"Glück gehabt nach dem ersten Lockdown: Den ganzen Sommer zweimal in der Woche Theater spielen zu können und von der Bühne aus eine Gemeinschaft mit dem jungen und erwachsenen Publikum gestalten zu dürfen. Das Festival LUAGA&LOSNA im Team gemeinsam planen zu können. Die Begeisterung des Publikums und die Freude, nach längerer Untätigkeit wieder zu spielen, bei den internationalen Theatergruppen, zu erleben. Bei den Lesungen und intensiven Diskussionen der Autorenbörse im Rahmen des Festivals für Momente die bedrohliche Situation einer Pandemie vergessen zu können. Keinen Covidfall bei allen diesen Veranstaltungen zu haben. Das gibt Mut für die Zukunft. Hoffnung, dass wir keine neue Normalität brauchen werden und wir mit Hilfe von Kunst und Kultur einmal wieder unser stinknormales, langweiliges Leben wieder führen dürfen."
Beitrag 24 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Werner Gerold, Kirchenraumpädagoge, Guide
"Lockdown - alles zu, selbst die Museen. Die einzige Möglichkeit, Kunst zu sehen, sind die Kirchen. Und da gibt es im Dom in Feldkirch ein großartiges Werk zu entdecken: den Annenaltar von Wolf Huber.
Von den insgesamt zehn Bildern, jedes eindrücklicher als das andere, steht die Beweinung Christi im Mittelpunkt. Das muss man sich einmal vorstellen: da wurde der Sohn Gottes auf die schmählichste Weise hingerichtet - am Kreuz. Es ist nicht nur Trauer, sondern die Zerstörung aller Hoffnungen, die in den Messias gesetzt wurden. Und jetzt liegt er da, tot – und nur die letzten Vertrauten sind geblieben, um ihn zu betrauern. Der Kopf von Christus liegt im Schoß Mariens, darüber gebeugt Johannes. Allein diese Darstellung ist einzigartig und von solcher Intensität, dass einem die Luft wegbleibt. Johannes korrespondiert bildlich mit Nikodemus, der sich von links nähert und sich ebenfalls über Christus beugt. Die Trauernden bilden die Form einer Ellipse - und wenn man das Bild auf sich wirken lässt, sieht man nicht nur die Ellipse, sondern eine eiförmige Schale, in der sich Maria Magdalena befindet und Balsam in die Wunde von Christus streicht.
Kann man diese verhaltene Trauer noch intensiver darstellen als es Wolf Huber ausgedrückt hat? Und was ist das für eine Landschaft, in der die Beweinung stattfindet? Ist das etwa ein Blick in den Walgau mit der aus der Tiefe fließenden Ill, mit dem Känzele und den Drei Schwestern? Wer sich näher mit dem Wolf Huber-Altar beschäftigen möchte: im kommenden Jahr feiert dieses außergewöhnliche Kunstwerk sein 500-jähriges Jubiläum, zu dem im Palais Liechtenstein eine Ausstellung gezeigt wird. Weitere hochkarätige Kulturveranstaltungen begleiten das Jubiläumsjahr."
Beitrag 23 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Thomas Steiner, Buchhandlung Ländlebuch, Bregenz
"Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen in dem Bücher keine große Rolle spielten. Ein sehr guter Freund der Familie war erster Sortimenter in der größten Buchhandlung in Innsbruck. Er erkannte mein Interesse an Büchern und hat mich in die Buchhandlung mitgenommen. Ich werde das nie vergessen. es war fantastisch und es hat bis heute angehalten. Es sind wunderbare Erinnerungen. Auf mehreren Stockwerken gab es eine riesige Auswahl an Büchern. Eine faszinierende, bunte, abenteuerliche, völlig andere Welt, in der ich mich sofort wohl gefühlt habe.
Seit ich Lesen gelernt habe, haben mich Bücher fasziniert und diese Vielfalt war unwiderstehlich. Ich konnte seit meinem ersten Besuch stundenlang in der Kinderbuchabteilung sitzen und mich in die tollsten Abenteuer hinein träumen, die gefährlichsten Situationen meistern, oder mit Oliver Twist leiden. Bis heute lese ich leidenschaftlich und konnte diese Leidenschaft zu meinem Beruf machen. Ohne Bücher ist alles fad."
Beitrag 22 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Tanja Kopf, Beauftragte der Vorarlberger Landesregierung für Frauen und Gleichstellung
"Kultur bewegt und berührt. Das habe ich schon in meiner frühen Jugend erlebt. Da habe ich erlebt, was Jugendkultur ist: Ein Openairkonzert ist schon etwas ganz Besonderes. Und so wie ich älter geworden bin, hat sich auch mein Kulturgeschmack entwickelt. Ich finde, es braucht für jedes Lebensalter kulturelle Anreize und Angebote. Aus dem Openair sind das Meisterkonzert, der Bregenzer Frühling, das Theater Kosmos, das Burgtheater, die Kammgarn oder das TaS geworden. Bücher gehören genauso dazu wie Kino oder Kabarett. Museen sowieso. Ohne Kultur ist alles nix. Und wer weiß? Vielleicht treffen wir uns ja zufällig bei einem Openair?"
Beitrag 21 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Peter Kopf, ehemaliger Geschäftsführer der IfS Schuldenberatung
"Dort wo ich als Kind gelebt habe gab es in der Nachbarschaft ein Uhrengeschäft samt Uhrmacher. Wir durften bei ihm ein- und ausgehen und dem geschickten Mann bei der Arbeit zuschauen. Eines Tages wollte ein Kunde eine bestimmte Uhrenmarke erstehen. Er sprach von einer „Kultuhr“. Die müsse er unbedingt haben. Somit hat es ein paar Jahre gedauert bis ich das Wort Kultur verstanden habe. Heute brauche ich die mehr als jede „Kultuhr“. Ich gestehe, ich vermisse in diesen Zeiten das kulturelle Angebot. Da ich eher ein analoger als ein digitaler Typ bin, sogar sehr. Umso größer war meine Freude, als ich heuer im Sommer nach jahrzehntelangem Wunsch und gegen alle organisatorischen und coronischen Hindernisse den „Jedermann“ in Salzburg sehen durfte. Ich freue mich, wenn wir Kultur wieder mit allen Sinnen und uneingeschränkt erleben dürfen."
Beitrag 20 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Manfred Melchhammer, Staatsanwalt, Theaterautor und Regieassistenz Saumarkt TheaterKinder
"Immer mittwochs treffen sich die Saumarkt-Theater-Kinder zur Probe. Masken waren dabei schon vor 2020 üblich. Neu sind Händedesinfektionsmittel. Wie lichtscheue Käferlein krabbeln die SchauspielerInnen aus der Nachmittagssonne ins kühle Kellergewölbe, und verwandeln sich in Schurken, Ärzte und Märchengestalten. Im Halbjahrestakt verarbeitete die Gruppe unter bewährter Leitung eines meiner Stücke und brachte es auf die Bühne. Das war immer etwas Magisches: die Verwandlung lebloser Buchstaben in berührende Geschichten und zurückhaltender Schulkinder in mutige Piraten, witzige WissenschaftlerInnen und vorlaute Marktschreier. 2020 blieb es beim Gießen: zwei Stücke fanden aufs Papier, konnten ein wenig wachsen, aber keines durfte auf der Bühne zum Leben erweckt werden. Als hätte man eine feine Speise zubereitet, sie dampfend und duftend an geschmückter Tafel serviert und sie dann aus einer üblen Laune heraus in die Abfalltonne befördert. Welche Enttäuschung; für die Köche und die Gäste. So bleibt 2020 eine einzige unbelohnte Probe. Und eine Metapher für unerfüllte Sehnsüchte. Weißt du noch? Das kommt mir vor wie 2020 …"
Beitrag 19 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Klaus Lürzer, Graphiker
"Es ist Sommer, wir sind unterwegs von Danzig nach Gdynia im Norden Polens. Mit von der Partie ist Ada, unsere treue Freundin. Es dämmert schon, als wir zwischen schmucken Häusern am Rande eines Kiefernwaldes parken. Es soll eine Überraschung für mich werden. Wir spazieren mit einigen Leuten auf einem Waldweg zielstrebig voran, zwischen den Bäumen der Blick auf das Meer. Und plötzlich stehen wir vor einer weißen Tribüne am Strand. Ich ahne Schönes – ein Theater. Wir nehmen unsere Sitze ein. Ringsum unterhalten sich Menschen jeglichen Alters fröhlich und in spannender Erwartung. Drei Reihen vor mir sitzt sogar ein neugieriger Welsh Terrier. Den Hintergrund der Bühne bilden die Baltische See, heller feiner Sand und einzelne Strandspaziergänger*innen, die noch schnell im Sonnenuntergang vorbeihuschen. Das Licht auf den Rängen geht aus, das Bühnenlicht strahlt in feinen Farben, das Spiel beginnt. Eine Aufführung der „Sommerbühne“ des Teatr Muzyczny w Gdyni. In der Sommerpause zieht das Ensemble jedes Jahr an den Strand. Ein Reigen von Lachen und Weinen, von Herz und Schmerz, von ergreifend bis schnulzig – einfach „FANTASTYCZNY“. Was für ein Erlebnis. In der lauen Nacht unter freiem Himmel, die großen Ozeanriesen weit draußen auf dem weiten Meer glitzern zu den musikalischen Darbietungen auf der Bühne. Ich habe das Gefühl die glückliche Stimmung bei den Besucher*innen spüren zu können. Am Ende, das viel zu schnell naht, stimmen wir in einen großen Applaus für die Darsteller*innen ein. Publikum und Künstler*innen, jedes für sich allein nicht möglich. Eine gelungene Überraschung. Ich hoffe sehr bald mal wieder."
Beitrag 18 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Jörg Maria Ortwein, Direktor des Vorarlberger Landeskonservatoriums
"Kunst ist für mich unverzichtbar. Diese Aussage aus dem Mund eines Musikers dürfte kaum jemanden überraschen. In meinem Beruf hat man das große Glück, ständig besondere künstlerische Momente zu erleben. Dabei sind es nicht unbedingt die großen Dinge, die mir hier zunächst in den Sinn kommen, wie großartige Konzerte oder Inszenierungen. Vielmehr sind es die vermeintlich kleineren, tagtäglichen künstlerische Erlebnisse, unerwartet und individuell, die mich immer wieder überraschen.
So erinnere ich mich noch heute an den Moment in den 1980er Jahren, als ich während meines Musikstudiums in einer Pause in der Musiksammlung der Münchner Stadtbibliothek auf eine Schallplatte gestoßen bin, auf der Mstislav Rostropovich und Sviatoslav Richter Sonaten von Johannes Brahms eingespielt haben. Diese fesselte mich derart, dass ich mich allen Aufnahmen widmete, die ich von den beiden finden konnte. Insbesondere die Ausdruckskraft Rostropovich’s begeisterte mich, nicht ahnend, dass ich ihn nur wenige Jahre später als Orchestermitglied der Deutsch-Sowjetischen Jungen Philharmonie im Rahmen einer ausgedehnten Probenphase und einer anschließenden Europatournee unmittelbar als Dirigent und Cellist miterleben durfte.
Schon damals erlebte ich Kunst als eine treibende Kraft, der es gelingt, über Grenzen hinweg zu wirken und immer wieder neue Fragen zu stellen. Dabei schaffen wir Musikerinnen und Musiker es, über unsere Kunst immer wieder neue Möglichkeiten zu entwickeln. Diese Kreativität, dieses Bedürfnis, etwas Neues zu schaffen, ist es, was Kunst für mich auszeichnet und was ich in vielen Momenten wiederfinde, nicht nur in der Musik."
Beitrag 17 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Hubert Löffler, Obmann Netz für Kinder
"Selten habe ich eine Ausstellung mit so viel Ruhe und Zeit genossen wie gestern die Sammlung Essl in der Albertina in Wien: kein Gedränge, keine Lärm, kein Zeitdruck für einen weiteren Termin. Nachdem die Museen nun wieder geöffnet haben, scheinen jene dorthin zu gehen, die wirklich Interesse haben und weniger solche, die dem Mainstream folgen. Auch wenn der Cafe-Besuch danach ausbleiben musste, war es ein besonderes Kunsterlebnis dank der Corona-Krise. Wenn diese Krise uns nicht nur Leid bringt, sondern auch wieder die Achtsamkeit auf wichtige Aspekte unseres Lebens lenkt, ist sie etwas leichter hinzunehmen."
Beitrag 16 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Hertha Glück, Geschichtenerzählerin, Wanderführerin, Kräuter- und Ritualfrau
"Natürlich hatte ich während dem Lockdown auch Anfragen als Geschichtenerzählerin. Meine erste Begeisterung ob einem Auftrag konnte das Fehlen vom "Live-Publikum" gut überbrücken, so lange war mein letzter Auftritt vor Menschen, die sich bewegen, die sich äußern, die aktiv antworten, .... nicht zurück und noch gut im Gedächtnis. Aber nach der vierten Zoom-Präsentation und den zahlreichen Audioaufnahmen verpuffte meine Begeisterung. Ja, sogar meine Vorstellungskraft versiegte. Was ich bislang nie so bemerkte, ist, dass meine Geschichten und mein Erzählen erst mit der wirklich anwesenden Zuhörerschaft an Farbe und Würze erhalten. Menschen brauchen Geschichten und Geschichten brauchen Menschen, wie das Essen und Trinken für den Körper, den Geist und die Seele. Dies spricht für jegliche Kunst, sei es ein Bild, ein Gedicht, ein Theaterstück und noch vieles mehr ergänzt das Leben eines jeden Menschen, ob Jung oder Alt, ob Frau oder Mann mit unentbehrlicher Kraft. Mit einer Kraft, die solche Zeit wie die Corona-Pandemie gut überbrücken lässt. Die Kunst füllt vielleicht sogar das Fehlende aus, das Menschenbegegnungen nicht immer erfüllen können. Ich selbst lechze auch nach einem Theaterbesuch, der mich in eine andere Welt entrückt. Mit einem Glas Wein in der Hand den Theaterbesuchern zuschauen, mit ihnen plaudern und sich über das Gesehene und Gehörte austauschen. Beseelt heimgehen und in einer Wolke der Fantasie und Berührung gut schlafen. Es ist, wie es ist. Und doch hoffentlich wieder bald."
Beitrag 15 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Elke Kikelj-Schwald, Germanistin, Dozentin PH Vorarlberg
"Für mich, die es gewohnt ist, regelmäßig zu Kulturveranstaltungen zu gehen, fühlt sich der Lock-down an wie eine kunstfreie Blase, Schnappatmung! Gott sei Dank gibt es viele kreative Köpfe, die dieses künstlerische Vakuum dazu nutzen, neue Formen und Formate zu entwickeln. Unter dem Motto „Schabernack & Chardonnay“ lud das Kabarett „Pointen und Püree“ zu einem Event der ganz besonderen Art – LIVE ins eigene Wohnzimmer! Gemeinsam mit 90 anderen Gästen traf man sich im ZOOM, gemeinsam wurde gegessen und getrunken, das feine 3-Gänge- Menü für alle konnte beim Caterer bestellt und abgeholt werden. Die Veranstalterin, Heike Montiperle, führte gekonnt durch den Abend, die großartigen Beiträge der Kabarettist*innen strapazierten die Lachmuskeln der illustren Gesellschaft. Nach dem Dessert durften sich auch die Gäste aktiv am Programm beteiligen und Ihre Beiträge zum Besten geben. Feines Essen und Trinken kombiniert mit guter Unterhaltung, so lässt sich der Lock-Down doch aushalten! Frei nach Harald Juhnkes Definition von Glück: „keine Termine und leicht einen sitzen!“
Beitrag 14 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Bettina Bohne, Bildende Künstlerin
"Auf einer meiner Städtereisen entdeckte ich im Zentrum von Amsterdam vor einigen Jahren dieses besondere Fenster. Eine Art Wunderkammer präsentiert sich an der Außenfassade eines privaten Wohnhauses, geradezu als Offenbarung für den vorübergehenden Passanten, in einer bizarren Installation. Fenster trennen und verbinden Innen - und Außenwelt.
Googelt man die Stichwörter : Globus - Fenster - Amsterdam, findet sich online in zahlreichen Blogeinträgen und auf Pinterest diese Inszenierung des Arrangeurs, welche mittlerweile zu einem „must see place“ in der niederländischen Metropole avanciert ist. Die Absicht zur Kunst oder zur Schaufenstergestaltung ? Dem Unbekannten gelingt gestalterisch ein Fenster in eine Welt, das in der Überlagerung der Motive zu unterschiedlichen Überlegungen anregt. Durch das Glas entsteht eine Spiegelung der Stadtarchitektur und der gegenüberliegenden historischen Grachtenhäuser, inklusive die Reflexion meiner Selbst. Eine geheimnisvolle Pflanzenwelt, gewachsen zu einem botanisches Miniaturherbarium, das meine Sehnsucht nach frischem Grün weckt und mich an Reisen in feuchttropische Klimazonen erinnert, entblättert sich im unteren Bereich des SCHAUfensters. Eine visuelle Ästhetik, die mich magisch anzieht und staunen lässt und vor der ich in kindlicher Faszination eine Zeit lang eintauche, bevor ich wieder weitergehe. Im oberen Teil des Fensters sind Welten über Welten gestapelt, Globen in unterschiedlichen Größen werden in der ersten Wahrnehmung zu Spielbällen. Die philosophische Dimension der Erdkugeln und des Wohnzimmerdschungels mit exotischen Zimmerpflanzen entfaltet sich in ihrer Metaphorik. Der poetische Zauber dieses Stilllebens verdichtet sich in der Atmosphäre des Arrangements der Gegenstände. Alltagskunst wird zum Dialogfenster und zum persönlichen Kulturschauplatz in einer Zufallsbegegnung auf meiner Großstadtexpedition.tnern führt."
Beitrag 13 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Anika Reichwald, Jüdisches Museum Hohenems
"Auch wenn in diesen Tagen Museen und andere Kulturhäuser wieder öffnen, wurde einem in der Zeit ihrer Schließung im Frühjahr wie auch seit November schmerzhaft bewusst, welche Lücke durch die fehlende Möglichkeit eines Museumsbesuches entsteht. Trotz eines vielfältigen virtuellen Angebotes mit ungeahnten Einblicken in Ausstellungen und Vermittlungsangeboten weltweit, dachte ich in jener Zeit mit leiser Wehmut an vergangene Besuche in unterschiedlichen Ausstellungen und die dabei entstandenen Eindrücke zurück.
Neben der ebenso bunten wie erschreckenden Ausstellung „Disturbing Narratives“ im Parkview Museum, Singapore oder der Jubiläumsausstellung „Vision und Tradition" des Deutschen Theatermuseums in München bleibt mir vor allem die Ausstellung „Time is out of Joint“ im Gedächtnis, die ich 2018 in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna et Contemporanea in Rom besuchte.
Den Faktor Zeit ausklammernd, zeigte die Ausstellung Werke der Sammlung in neuen, anderen Zusammenhängen. Etwa durch ein gemeinsames Thema, die dominierende Farbe oder herausgearbeitete Formen der Kunstwerke, die aus unterschiedlichen Epochen und kulturellen Kontexten stammen, entstanden ganz unerwartete Konstellationen im Raum. Dabei war es vor allem der jeweilige Blick der Betrachtenden, der die Werke auch immer wieder zu neuen, sinnenhaften Ensembles zusammenfügte. Ein eindrücklicher Versuch, mit traditionellen und oftmals vorgegebenen Ausstellungsschemata oder -narrativen zu brechen und die Kunst in den Vordergrund zu stellen. Eine Ausstellung, die auch im Nachklang zum Denken anregt und bis heute zu erstaunlichem Austausch mit vielerlei Gesprächspartnerinnen und -partnern führt."
Beitrag 12 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Martin Dechant, Geschäftsführer der PR Agentur ikp Vorarlberg
„Kunst bildet. Kunst prägt. Und Kunst leitet an. Denn - eines meiner prägendsten Erlebnisse hatte ich bereits in der Jugend. ich habe da begonnen, Theater zu spielen. Unter der Regie und Anleitung des wunderbaren Andreas Neusser lernte ich meine Stimme und meinen Körper richtig einzusetzen. Ich bekam Selbstsicherheit und erkannte, was richtig eingesetzte Sprache bewirkt. All das beeinflusste mein Leben extrem positiv. Ich wählte treffsicher meinen Beruf als PR-Berater, meistere immer wieder, wortwörtlich spielerisch, kritische Situationen und gebe dieses Wissen heute gerne in Medienschulungen weiter. Ohne Kultur wäre es eben dunkel…“
Beitrag 11 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Inge Torchiani, Förderkreis Netz für Kinder
„Erlebnisse, die mit Kunst und/oder Kultur zu tun haben, hatte ich etliche in meinem Leben, was mich aber am meisten bewegt, erfahre ich erst jetzt: Mein Mann ist Italiener und hat Wurzeln in einem kleinen Dorf im italienischen Tessin: Ramponio/Verna im Valle Intelvi. Dass Santino Solari, der den Salzburger Dom und Hellbrunn gebaut hat, aus Verna stammt, erfuhr ich sehr rasch und berührte mich natürlich. Dass aus den verschiedenen Dörfern des Valle Intelvi viele großartige Künstler stammen, die im ganzen Habsburger Reich und weit darüber hinaus unzählige Barockkunstwerke schufen, begeistert mich sehr. Dass aber der Bau der Kirche von Christkindl (der Bau wurde von Jakob Prandtauer übernommen und nach seinen Plänen fertiggestellt) ursprünglich nach Plänen eines Architekten aus Ramponio, Carlo Antonio Carloni, begonnen wurde, von dem auch der Plan zu dem dortigen Kirchlein stammt, das dem Hl. Johannes von Nepomuk geweiht ist, ist eine ganz neue Entdeckung für mich und trifft mitten ins Herz - zumal das Kirchlein in Ramponio als Oratorio Bolla zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den damaligen Besitzern unseres Hauses in Auftrag gegeben worden war! - Ich bin gespannt, welche Überraschungen das Valle Intelvi noch für mich bereit hat!“
Beitrag 10 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Stephanie Gräve, Intendantin Vorarlberger Landestheater
„Nein, meine Kindheit und meine Jugend waren nicht harmonisch. Wir waren meilenweit entfernt von einer glücklichen Familie, ich hoffe nicht, je wieder zwei Menschen zu erleben, die sich so streiten wie meine Eltern. Sie blieben dennoch zusammen, aus Konvention. Weihnachten war jeweils besonders schlimm, auch so ein Klischee... ich weiß nicht, welches Jahr es war, ich war um die 20, hatte zu studieren begonnen, das Theater entdeckt - und Weihnachten zuhause in Duisburg verbracht. Nach zwei Höllentagen mit Schreierei und Selbstmorddrohungen aller (mich eingeschlossen) floh ich am 26. in die Nachbarstadt Mülheim, ins Theater. Die wunderbare, viel zu früh verstorbene Schauspielerin Veronika Bayer spielte GLÜCKLICHE TAGE, in einer Inszenierung von Roberto Ciulli. Nach wenigen Minuten fiel alle Verzweiflung von mir ab; ich war im Hier und Jetzt, in der absoluten Gegenwart. Eins mit dem künstlerischen Erleben. Und dachte: das ist, was ich anderen Menschen geben möchte, Theater. Weil es so viel geben kann. „
Beitrag 9 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Simone Naphegyi, Pädagogische Hochschule Vorarlberg
„Andorra – Stück in zwölf Bildern – heißt das Werk von Max Frisch, das mir als 16-jährige Schülerin Antworten auf Fragen gab, die mich damals und heute zutiefst beschäftigten und beschäftigen. Antworten darauf, wie Menschen „das Andere“ konstruieren und im Zuge dessen instrumentalisiert werden können, dieses scheinbar Andere zu bekämpfen. Die Lektüre von Andorra und die Auseinandersetzung mit dem Werk hat mein Denken geprägt - nachhaltig geprägt - verändert. Heute noch bin ich meinem damaligen Deutschprofessor dankbar, dass wir uns im Rahmen des Literaturunterrichts ein ganzes Schuljahr lang mit diesem Stück in allen Facetten, die es zu bieten hat, beschäftigt haben. Vielleicht wäre diese vertiefte Auseinandersetzung im Unterricht heute aus Zeitgründen und in Anbetracht standardisierter Maturaaufgaben gar nicht mehr möglich.
Die Lektüre von Max Frischs Werken begleitet mich seit damals als treue Wegbegleiterin. Und wenn der Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen auf der Festspielbühne in Bregenz davon spricht, dass Max Frisch sein Lieblingsautor sei, dann fühlt sich das für mich ein Stück weit an wie „nach Hause kommen“. „
Beitrag 8 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Raimund „Tschako“ Jäger, Journalist & Musiker
„Ausgelöst durch die 1968er-Bewegung hielt Mitte der 1970er-Jahre auch im Ländle ein Klima der Toleranz und der kulturellen Vielfalt Einzug. Meine ersten Kultur-Highlights verdanke ich dem langjährigen Bregenzer Kulturamtsleiter Oscar Sandner. Mit seinen „Randspielen“ – eine Alternative zu den damals noch biederen Festspielen – brachte er Jazz, Rock, Avantgarde und Diskurs ins Landestheater. Unvergesslich der Auftritt von Friedrich Gulda, in welchem der Meisterpianist sein Klavier mit Händen und Füssen traktierte; ungewöhnlich für den besten Beethoven-Interpreten aller Zeiten. Aktiv hatte ich mein Debut 1976 beim Folk-Festival am Gebhardsberg, wo ich im Vorprogramm von irgendeinem Fingerpicker singen durfte – in einer einzigartigen Atmosphäre im Burghof. Dieses ebenfalls von Sandner initiierte Festival wurde später auf Antrag der katholischen Kirche eingestellt. Da diese aber mittlerweile eh nichts mehr zu melden hat, wäre es ja höchste Zeit für ein Revival...“
Beitrag 7 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Hans Gruber, Stadtbibliothekar Feldkirch
„Kunst ist eine eigene Sprache, unser Dasein in Worte zu fassen. Hermann Broch war es nach meiner Erinnerung, der meinte, Kunst umfasse alles, was noch nicht oder nicht mehr von der Wissenschaft behandelt werde. Und Kunst, für mich vor allem die Literatur, ist der warmherzige Versuch, all die Fragen nach der Herkunft, dem Sein und den letzten Dingen, wenn nicht zu beantworten, dann zumindest in ihrer Unbeantwortbarkeit zu kompensieren.“
Beitrag 6 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Natalie Begle, Tänzerin, Musik- und Tanzpädagogin, Dozentin am Vorarlberger Landeskonservatorium
„Meine letzte Tanzperformance vor dem Kultur-Lockdown war „happy mess“ von Silvia Salzmann. Ich war sofort angetan von der Idee: „Bühnenort“ ist die Seepromenade in Bregenz hinter dem Milchpilz. Das Publikum betrachtet das Tanz-Geschehen aus dem Panoramaraum des Vorarlbergmuseums. Ich nehme Platz in der Blackbox und schaue aus der Vogelperspektive - wie genial! Leichtes Kribbeln im Bauch, innere Vorfreude - der besondere Augenblick, bevor ein Stück los geht. Um exakt 14.47 Uhr startet die Performance im Öffentlichen Raum mit dem vorbeifahrenden Zug - fast unbemerkt. Eine Frau wartet vor geschlossener Schranke. Eine andere schiebt ihren Kinderwagen vor sich, es stürmt. Der starke Wind scheint nur bei ihr zu sein. Meine Tochter späht durch das Fernglas und entdeckt voller Stolz einen Ventilator im Kinderwagen. Wir schmunzeln. Während sich am See eine Tänzerin in der sanften Brise bewegt, steht ein Mann still, in tiefer Ruhe. Fällt plötzlich um - alle fallen gleichzeitig an unterschiedlichen Orten. Es ist dieser magische Moment. Nun eröffnet sich mir die „Bühne“ - wer ist beteiligt am Stück, wer PassantIn oder Gast? Oft verschwimmt es, das macht es so spannend. Neugierig sucht mein Blick immer wieder nach den Aktionen, die erst gewöhnlich erscheinen und dann abstrakt werden, sich verdichten, überraschen und ungewöhnlich werden.
Es sind immer wieder Augenblicke der Synchronität, die eine gemeinsame Geschichte entstehen lassen. Ab und an meine Kompositionsbrille auf - wie ist die Choreografie gesetzt, wie die Wirkung. „Verstehe“ ich alle Codes? Ich ertappe mich beim Versuch, sie sofort deuten zu wollen, lasse los und ertappe mich wieder. Gedanken ausschalten. Mich selbst in den Bildern fallen lassen. Dann hat das Stück es mit mir geschafft. Zeitverloren sein. Die Musik trägt alles und taucht mich in die Stimmung von Draussen. Manchmal packt es mich innerlich und ich möchte runterfliegen und mit-tanzen - diese Momente liebe ich. Es bewegt mich nach Innen und Aussen. Danach eine Tasse im Café mit meiner Familie und meinen Tanzfreundinnen. Darüber reden, fachsimpeln, lachen - das macht es rund und ganz für mich. Beim Nachhauseweg überqueren wir die Schranke. Ich schmunzle. Die Tanzspuren von vorhin sind schon an diesem Ort für mich. Einige wahrscheinlich für immer.“
Beitrag 5 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Lisa Suitner, Clownfrau Lillilu
Es war September 2019, die Erde lief ihre Bahnen und noch konnte sich keiner vorstellen, was alles bald nicht mehr möglich sein wird. Innerhalb weniger Monate hat sich unser Leben verändert- Undenkbares wurde normal. Normales wurde undenkbar.
Im September 2019 war alles noch normal und ich besuchte gemeinsam mit meinen Eltern das Konzert „#6 Nacht“ aus der Reihe „Unter der Laterne“ von und mit Andreas Paragioudakis im Theater am Saumarkt in Feldkirch. Es war ein magischer Abend. Die Musik hat uns, das Publikum im ausverkauften Saal des Theaters am Saumarkt mit auf eine Reise genommen- durch Klangwälder und über Melodien- Landschaften, hinein in die mystische Nacht. Ich erinnere mich an den Moment als ich meine Augen geschlossen habe und mich die Musik durch die Luft getragen hat, ich mich der totalen Hingabe der Musiker anschließen konnte, mich schwerelos fühlte und immer tiefer in den Sessel sinken ließ. Als ich die Augen wieder öffnete blickte ich zu meinem Papa, der neben mir saß und dessen Augen leicht glänzten- so, als wäre er gerade mit mir geflogen. Musik hat uns immer schon verbunden.
Dieses Konzert war das letzte Konzert welches ich mit meinem Papa besuchte. Nach langer, schwerer Krankheit hat er diese Welt im April 2020 verlassen. Ich habe die weiteren Konzerte der Reihe „Unter der Laterne“ in meinen Kalender eingetragen- ich hatte mich darauf gefreut auf ein Neues von der Musik getragen zu werden und dabei an meinen Papa zu denken, an diesen letzten gemeinsamen Konzertgenuss, darauf die verbindende Kraft der Musik über das Irdische hinaus zu spüren.
Dieser Herbst ist kälter als sonst. Ich kann zwar überall an meinen Papa denken und unsere gemeinsamen Erinnerungen hochleben lassen- aber die Magie der Musik, welche nur im Live Konzert glänzt, und welche mich direkt in die Arme meines Papas führt, auf die warte ich voller Vorfreude.“
Beitrag 4 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Gernot Brauchle, Rektor Pädagogische Hochschule Vorarlberg
Wie wichtig Kunst für mein Leben ist, hatte ich zum ersten Mal so richtig als Schüler im Theater „miterlebt“. Mit nur 29 Schillingen konnte ich damals eine Theaterkarte kaufen und sogar in der zweiten Reihe vorne sitzen. Diese unmittelbare Nähe zur Bühne vermittelte den Eindruck, direkt auf der Bühne und damit Teil des lebendigen Theaters zu sein.
Das Stück, handelte von einem jüdischen Mann, der von einer Frau in einem geheimen Raum ihres Hauses versteckt wurde und thematisierte den Nationalsozialismus, die bedrückende Zeit der überlebenden jüdischen Bevölkerung nach dem Krieg und die schwierige Rolle der Frauen. Dieses Bühnenstücks, das mich quasi in die „Geschichte“ hineinzog, war nicht nur ein unglaubliches emotionales Erlebnis. Es „verankerte“ die Thematik des Nationalsozialismus in meinen Kopf und führte dazu, dass ich in den verschiedenen Stationen meines Lebens immer wieder mich für die NS Zeit interessierte.
So las ich jene Bücher über die NS-Vergangenheit von Vorarlberg, die Mag. Meinrad Pichler uns empfahl, schloss mich als Student einer Gruppe an, die die Rolle der Universität Innsbruck, an der ich studierte, während des Nationalsozialismus thematisierte, las über die Hintergründe nach, die dazu führten, dass das Diplomstudium Psychologie erst während der NS Zeit ein eigenständiges Studienfach wurde, nahm Anteil an den Berichten von Dr. Fallend über die Schicksale der Zwangsarbeiter während und nach dem Krieg und interessiere mich als Notfallpsychologe bis heute über die Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen auf die menschliche Psyche – und wie man diese abmildern kann.
Kunst vermag somit nicht nur ein emotionales Feuerwerk zu entfachen, die Selbstbezogenheit zu vergessen oder das kreative Potential zu fördern. Kunst ist Bildung und kann das weitere Leben mitgestalten und auch prägen. Insofern ist Kunst ein bedeutender Beitrag in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft und ermöglicht uns darüber ein besseres Leben zu führen. Ohne Kunst ist alles fad.
Beitrag 3 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Christian Bernhard, Medizinischer Sachverständiger im Amt der Landesregierung
Mein erstes Kunsterlebnis waren die Bregenzer Festspiele mit Porgy and Bess im Jahre 1971, da war ich 8 Jahre alt, seither ist die Begeisterung für das Musiktheater geblieben. Die intensivste Erfahrung mit dem Phänomen Kunst hatte ich aber viele Jahre später als Kulturlandesrat, als ich den Feldkircher Lyrikpreis überreichen durfte. Was ich bei dieser Veranstaltung erlebt habe, werde ich nie vergessen. Begeisternde Künstlerinnen und Künstler, die mit den unglaublichsten Arrangements von Worten derart eindrückliche Stimmungen und Assoziationen hervorrufen konnten. Wofür es in der Musik ganze Orchester braucht, schafften das an jenem denkwürdigen Abend einzelne Menschen nur mit ihrer Stimme und ihren fesselnden Arbeiten. Seither bin ich Fan moderner Lyrik und freue mich auf viele weitere Erfahrungen.
Beitrag 2 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin Frauenmuseum Hittisau
„Abbracciame cchiù forte" von Andrea Sannino sangen die Menschen in Neapel von ihren Balkonen in den ersten Tagen des Lockdowns. „Umarme mich fester“, heißt das auf Deutsch. Das Lied des im neapolitanischen Dialekt singenden Cantautore wurde zur Kennmelodie der Hoffnung in der Krise. Die Menschen sangen sich damit gegenseitig Mut zu, kommunizierten, traten in Beziehung. Sie vollbrachten eine genuine Kulturleistung.
Das hat mich zutiefst berührt und mir einmal mehr klar gemacht, dass wir Menschen soziale Wesen und kulturelle Wesen sind. Dass Kultur ein Anker ist in schwierigen Zeiten, dass sie tröstet und ein Bindemittel zwischen den Menschen ist, dass sie die gegenseitige Verantwortung stärkt.
Dass Kultureinrichtungen beim zweiten Lockdown in einem Atemzug mit Freizeitparks und Bordellen genannt wurden, hat mich erschüttert. Und klar gemacht, dass wir danach – wenn es irgendwann überstanden sein wird – eine breite Diskussion über den Wert von Kultur in der Gesellschaft jenseits von Freizeitgestaltung und Wertschöpfung werden führen müssen. Weil wir soziale und kulturelle Wesen sind, auch wenn wir es manchmal zu vergessen scheinen.
Beitrag 1 - "Ohne Kunst ist alles fad …"
Eva Häfele, Sozialwissenschafterin
„Zum ersten Mal nach dem Lockdown im März 2020 wieder ein Theaterbesuch. Es fühlt sich an wie eine echte Premiere, die Vorbereitung auf den Abend in der Beschäftigung mit dem Inhalt und den Autoren. Das Theaterstück „Infantizid, Femizid, Suizid“ findet im Rahmen des Kosmodroms 2020 statt.
Amos Postner, von dem ich schon einige Aufführungen erleben durfte, und Felix Kalaivanan, ebenfalls ein junger Vorarlberger Autor, der an der Filmakademie in Wien studiert, steigern die Erwartungen auf einen packenden Theaterabend. Dazu kommt die Vorfreude auf das Theaterfeeling, die besondere Atmosphäre im Theater Kosmos mit der Ausstellung, dem Mobiliar, der Theaterbar, vor allem den Besucherinnen und Besucher.
Es wird ein fesselndes und zugleich aufwühlendes Theatererlebnis, das aus verschiedenen Blickwinkeln – dem Besitzer, Immobilienverkäufer und Nachbarn – vom Ort einer schrecklichen Bluttat erzählt. Alle haben einen ganz persönlichen Bezug zum Tatort und die Zuschauerinnen werden allmählich tiefer in die sehr persönlichen Geschichten hineingezogen und spüren irgendwann, dass dieser banale Ort des Grauens noch lange nach den Morden ein Ort der Tat bleiben wird. Die meisten verlassen den Theatersaal schweigend, die Lust auf ein Glas Wein und eine leichte Unterhaltung verschiebe ich auf den nächsten Theaterabend.“
Saumarkt Adventskalender 2020
24 Kinderkulturerlebnisse
1. Advent - Ein Schlaflied für Pia Piratte
Clownkünstler Stefan Schlenker ist mit seiner Puppe Didolino fast jeden Dezember im Theater am Saumarkt aufgetreten. Für den Saumarkt Adventskalender hat er eine Gute Nacht Geschichte mit dem Titel "Ein Schlaflied für Pia Piratte" produziert. Viel Vergnügen damit!
2. Advent - Gauls Kinderlied mit Nagobert
Gaul macht sich jährlich vor Weihnachten mit seinem Hasen Nagobert zu den Kulturinitiativen auf und präsentiert dort seinen singenden Adventskalender. Nun dürfen wir im Rahmen des Saumarkt Adventskalender Gaul und Nagobert begrüßen. Schaut Euch den lustigen Nagobert an. Wie kann man nur so ungeduldig sein!
5. Advent - Lillilu fliegt Teil 3
Die bezaubernde Clownfrau Lisa Suitner präsentiert mit "Lillilu fliegt ..." eine tolle Geschichte in 5 Teilen. Das dieses Vorhaben nicht ganz leicht sein kann, das kann man sich vorstellen. Wird es ihr gelingen, bis Weihnachten fliegen zu lernen?Viel Vergnügen!
6. Advent - Konrad Bönigs: Niklausabend
Konrad Bönigs legendäres Kinderlied "Niklausabend" mit diesem genialen Video darf natürlich in diesem Adventskalender nicht fehlen. Konrad Bönig hat als bekannter Liedermacher auch schon eine Reihe wunderbarer Kinderkonzerte im Theater am Saumarkt veranstaltet.
9. Advent - Gauls Kinderlieder: Wie viele Sternlein stehen ...
Gauls Kinderkonzerte sind heiß begehrt. Sein Konzert mit Hase Nagobert im Saumarkt musste leider abgesagt werden. Nun singt Gaul für uns exklusiv im Saumarkt Adventskalender den Klassiker: Wie viel Sternlein stehen ...Ihr könnt sicher mitsingen!
10. Advent - Konrad Bönigs Kinderlieder
Konrad Bönig ist immer Anfang Dezember mit seinen bezaubernden Kinderlieder zu Gast im Theater am Saumarkt. Sein berühmtes Nikolauslied habt Ihr bereits beim Adventskalendertür Nr. 6 kennengelernt. Aber es gibt natürlich noch viele weitere wunderbare Kinderlieder zu entdecken.Viel Vergnügen!
11. Advent - Saumarkt TheaterKinder: Die Isol(N)ation - Der Film
Die Saumarkt TheaterKinder präsentieren zwei Mal unter der Leitung von Lilly Melchhammer und Manfred Melchhammer sehr humorvolle Kindertheaterstücke. in der Zeit des Lockdowns im Frühjahr waren aber leider keine Proben auf der Saumarktbühne möglich. Den TheaterKindern ist aber eine andere Möglichkeit eingefallen. Viel Vergnügen mit dem Theaterfilm!
12. Advent - Konrad Bönigs Kinderlieder 2
Konrad Bönig ist immer Anfang Dezember mit seinen bezaubernden Kinderlieder zu Gast im Theater am Saumarkt. Sein berühmtes Nikolauslied habt Ihr bereits beim Adventskalendertür Nr. 6 kennengelernt. Aber es gibt natürlich noch viele weitere wunderbare Kinderlieder zu entdecken.
Viel Vergnügen!
13. Advent - Saumarkt TheaterKinder: Das was fehlt
Ein Stück von Manfred Melchhammer für Kinder ab 8 Jahren zum Thema, was für ein gutes Leben benötigt wird:
Kurz vor Weihnachten bemerkt die Wichtelmeisterin, dass das wichtigste Paket noch gar nicht ausgeliefert wurde! Im Paket befindet sich „Das, was fehlt“. Schnell beauftragt die Meisterin einen Unterwichtel damit, das Geschenk zuzustellen. Nur schade, dass dem Unterwichtel das Paket von einem üblen Dämon gestohlen wird ...
Regie: Lilly Melchhammer und Karin Seewald Regieassistenz: Julia Amann und Lara Bachmann DarstellerInnen: Malou Kohler, Fridolin Baron, Franziska Oswald, Stella Maria Dobler, Lilly Julia Bieber, Hannah Kramer, Paul Neuner, Gabriel Mayer, Sophia Frick, Mika Rolshoven, Maria Hacker, Karin Seewald, Julia Amann.
14. Advent - Gauls Kinderlieder
Am 14. Advent präsentieren wir Euch einen wunderbaren Klassiker, präsentiert von Gaul: Das kleine Ich bin Ich!
15. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl im Schlosspark
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...
16. Advent - Saumarkt TheaterKinder: Frau Bär liest Zeitung
Ein Stück von Manfred Melchhammer für Kinder ab 6 Jahren!
Mit dem Weihnachtsstück „Frau Bär liest Zeitung“ bringen die Saumarkt Theaterzwerge eine turbulente Geschichte um die erkrankte Prinzessin Banshabi auf die Bühne. Mit Witz, aber auch Tiefgang, wird erzählt, wie eine Helfergruppe um den Weihnachtskobold Nisi Ibenhoff versucht, die Gesundheit der Prinzessin wieder herzustellen. Im Hintergrund klingt die Frage an, welche Geschenke einen anderen tatsächlich erfreuen könnten und welche nicht.
Regie: Lilly Melchhammer / Karin Seewald SchauspielerInnen: Alina Wilhelm; Carmen Popescu; Julia Amann; Salome Klammer; Lara Bachmann; Scheckel Michelle, Sandra Gstach, Ella Tänzer, Leonie Stelzcyk, Leon Küssner
17. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl und das Gespenst
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...In dieser Folge begegnet Kasperl einen Gespenst. Ob er sich wohl fürchtet?
18. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl, der Polizist und der Löwe
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...In dieser Folge muss Kasperl ganz dringend zwischen dem Löwen und dem Polizisten vermitteln. Die geraten sich nämlich mächtig in die Haare.
19. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl und die Zauberblume
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...In dieser Folge findet Kasperl eine Zauberblume, die wie eine Medizin wirkt. Was aber kann diese Medizin heilen?
20. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl und der Schnupfen
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...
21. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl im Zoo
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...
22. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl und der König
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...In dieser Folge trifft Kasperl auf den König höchstpersönlich. Wird er wohl wissen, wie man mit einem König spricht? Aber seht selbst ...
23. Advent - Konrad Bönigs Kinderlieder 3
Konrad Bönig ist immer Anfang Dezember mit seinen bezaubernden Kinderlieder zu Gast im Theater am Saumarkt. Sein berühmtes Nikolauslied habt Ihr bereits beim Adventskalendertür Nr. 6 kennengelernt. Aber es gibt natürlich noch viele weitere wunderbare Kinderlieder zu entdecken.Viel Vergnügen!
24. Advent - Theater Minimus Maximus: Kasperl feiert Weihnachten
Der Kasperl des Theaters Minimus Maximus aus Nenzing unter der Leitung von Johannes Rauch besucht einmal im Monat das Theater am Saumarkt. Der Kasperl trifft Freunde und Freundinnen, erlebt lustige Abenteuer und teilt sie mit den Kindern ...In dieser Folge feiert Kasperl Weihnachten. Was wird er wohl für Geschenke bekommen?