NEUE TEXTE - mit Christoph W. Bauer, Carolin Callies, Claudia Endrich, Annabella Gmeiner, Sabine Grohs und Udo Kawasser

In Kooperation mit Literatur Vorarlberg & der Grazer AutorInnenversammlung

Donnerstag, 15. Oktober 2020 - 20:15

AutorInnen aus ganz Österreich präsentieren im Saumarkt ihre aktuellen literarischen Arbeiten.

Christoph W. Bauer: „Niemandskinder“, Haymonverlag, Frühjahr 2020
Ein Buch über Kindheiten, Liebe und Verlust Das Jahr 2015 ist wenige Tage alt, als Paris von einem Terroranschlag erschüttert wird, der die Seele der Stadt über Nacht verändert. Mittendrin ein junger Historiker, auf der Suche nach einer vergangenen Liebe. Es ist über zehn Jahre her, dass Samira und er getrennte Wege gegangen sind. Wohin er auch kommt, erfassen ihn Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Dabei ist es vordergründig eine andere Frau, der er auf der Spur ist – Marianne, Kind einer österreichischen Mutter und eines marokkanischen Vaters, aus demselben kleinen Ort in den Alpen wie er stammend, jedoch seit bald vier Jahrzehnten vermisst. Eine Zeitungsmeldung mit ihrem Bild hat ihn elektrisiert: Ihr Gesicht ähnelt dem Samiras frappierend … Das gegenwärtige Frankreich in atmosphärisch dichten Bildern
Es sind Niemandskinder ganz unterschiedlicher Art, denen Christoph W. Bauer in seinem Roman nachspürt – verdrängt aus der Ordnung der Welt, gebunden an eine fremde Vergangenheit, vergessen für eine lebenswerte Zukunft. Ein Reigen von Abwesenden, während im Hintergrund sich eine weitere Hauptfigur erhebt: ein Paris zwischen dem Glanz seines Zentrums und der Düsternis seiner Peripherie, gezeichnet von der Bedrohung des Terrors im Alltag.
Christoph W. Bauer, geboren 1968 in Kärnten, aufgewachsen in Tirol. Verfasst Lyrik, Prosa, Essays, Hörspiele und Übersetzungen. Zahlreiche Veröffentlichungen, mehrere Auszeichnungen, zuletzt Kärntner Lyrikpreis (2014) sowie zuletzt Outstanding Artist Award und Tiroler Landespreis für Kunst (beide 2015). Bei Haymon zuletzt: Die zweite Fremde. Zehn Jüdische Lebensbilder (2013), der Erzählband In einer Bar unter dem Meer (2013) sowie zuletzt die Gedichtbände orange sind die äpfel blau und stromern (beide 2015). 2019 erschien sein neuer Roman Niemandskinder. http://www.cewebe.com

Carolin Callies: „schatullen & bredouillen“,Lyrikband, Frühjahr 2019
Im Gedichtband „schatullen & bredouillen“ lesen wir von „pappenstil & puppenspiel“, blättern im „atlas eines stelldicheins“, besichtigen ein „bollwerk aus bröseln“ oder „landschaften ohne brotrinde“. In den Gedichten werden zahlreiche kleine Örtlichkeiten vermessen, bewohnt, bevölkert, verschoben oder gelöscht, seien es (Fall-)Türen, Kästchen, Gehäuse, Gehege, Trutzen, Siebe oder Löcher. Carolin Callies verzaubert in ihrer Bildwelt jeden Leser, sie öffnet Räume und Landschaften, Beziehungskisten und schaut in tiefe Gräben, in denen alleweil gilt: „manege frei fürs nackedei“.
Ihre Gedichte sind ganz von heute, frisch und frech, auf höchstem Niveau, eine lyrische Stimme, deren Klang man nicht mehr verliert.
Carolin Callies, geboren 1980 in Mannheim, lebt in Ladenburg bei Heidelberg. Veröffentlichungen in Zeitschriften (Bella triste, Allmende, POET, Neue Rundschau) und Anthologien (Jahrbuch der Lyrik, Trakl und wir: Fünfzig Blicke in einen Opal, Lyrik-Taschenkalender). Finalistin beim 17. open mike 2009. Mit fünf sinne & nur ein besteckkasten legte Carolin Callies ihren ersten Gedichtband vor, für den sie 2015 mit dem Thaddäus-Troll-Preis und dem Jahresstipendium für Literatur des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. 2020 nominiert für den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg.

Claudia Endrich: „Das nächste Mal bleib ich daheim“, Edition Atelier, Frühjahr 2020 – Umweltbewusstsein im Gepäck - Reiseerzählung 240 Seiten
Ist die Idee des Reisens nicht wunderbar? Man entdeckt neue Welten, lernt andere Kulturen und Menschen kennen, man entwickelt sich persönlich weiter und erlebt das Gefühl totaler Freiheit. Claudia kann sich ein Leben ohne Reisen nicht vorstellen, regelmäßig packt sie mit Begeisterung ihren Rucksack und startet in neue Abenteuer. Nun soll es für ein halbes Jahr zu ihrem Freund Tom nach Peru gehen. Doch am Flughafen kommt einfach keine Vorfreude auf. Sie beginnt ihre Reiselust zu hinterfragen und über die klimapolitischen Konsequenzen ihres polyglotten Lebens nachzudenken. Die folgenden Monate in Südamerika werden zu einer Suche nach Antworten. Direkt, ehrlich, mit einer sympathischen Portion Selbstironie – Claudia Endrich lädt uns dazu ein, unsere eigene Lebensweise zu hinterfragen und bewusster zu gestalten.
Claudia Endrich, 1991 in Hohenems geboren, in Götzis und Höchst aufgewachsen. 2009 Matura am Bundesgymnasium Lustenau, danach fluchtartiger Aufbruch in die große Stadt: Studium der Publizistik in Wien sowie Studium der Romanistik - Schwerpunkte Französische Sprachwissenschaft und Hispanistik. Während des Studiums verschiedene Aufenthalte in ganz Frankreich (Interrail, Couchsurfing etc.) sowie ein Semester Erasmus-Aufenthalt auf La Réunion, französische Insel im indischen Ozean. Außerdem zwei Monate Volontariat in Dakar, Senegal, als Englischlehrerin. Neben dem Studium und den Reisen beruflich tätig in der Öffentlichkeitsarbeit und als Trainerin für Softskills und Persönlichkeitsbildung. Ende 2016 Abreise nach Ottawa, Kanada, zum Abschluss des Masterstudiums (ein Semester). Ab Juli 2017 für 6 Monate in Lima, Peru, auf der Suche nach Sinn und Berufung - so entstand das Buch. Danach eine Rucksackreise durch Bolivien, Ecuador und Kolumbien. Seit März 2018 in Innsbruck, erneut tätig in der Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung.

Annabella Gmeiner: „Zur vollen Stunde. Wirken und Nachwirken des Josef Gadolla in Gotha“. Styria Verlag, 2020
Annabella Gmeiner kommt aus Klaus (Vorarlberg). Die 28-jährige Österreicherin hat „Kreatives Schreiben“ studiert und bereits in den Anthologien „So kam der Krieg in den Himmel“ (2015) sowie „Heroisch“ (2017) veröffentlicht. Mit einer ihrer Kurzgeschichten gewann sie den dritten Preis des Jungautorenwettbewerbs der FDA Berlin.

Sabine Grohs: „Außer Haus“, GrohsFormat 2019
Wenige Kilometer von Wien entfernt, mitten im Wienerwald, steht heute ein altes Großbürgerhaus mit deutlich erkennbaren Montafoner Bauelementen. Wie kommt ein Montafoner Haus in den Wienerwald? „Außer Haus“ erzählt zwei Jahrhunderte bewegter Geschichte einer Montafoner Familie, bis schließlich eine Hundert-Dollar-Note, der Inhalt einer alten Teekiste, ein Kopftuch und eine antike Bibel das Rätsel lösen.
Sabine Grohs ist 1968 geboren und in Bludenz und im Montafon aufgewachsen. Sie studierte in Wien und arbeitete dort viele Jahre in internationalen Werbeagenturen und Marketingfirmen. 2014 kehrte sie in ihre Heimat zurück, wo sie heute lebt, arbeitet, unterrichtet und schreibt.

Udo Kawasser: „Ried“, Sonderzahl Verlag, Frühjahr 2020
„Das Ried ist ein Geisteszustand“, denn auch eine Landschaft kann in Zeiten globaler Erwärmung ins Grübeln kommen und über ihre Biografie und die auf katastrophale Veränderungen hindeutenden Zeitläufe sinnieren. Insbesondere wenn es ums Lauteracher Ried geht, mit seinem entschiedenen Zug „zum Brüten und zum Eigenbrötlerischen“, in dessen feuchten Inneren es sowieso immer gärt. Nach den ersten beiden Bänden „Unterm Faulbaum. Aufzeichnungen aus der Au“ (2016) und „Ache. Ein Versuch“ (2018) legt der Vorarlberger Autor Udo Kawasser bei Sonderzahl nun den dritten Band vor, in dem er die Natur auf originelle Weise zur Sprache bringt. Dabei bedient er sich des Kunstgriffs, die eigene Biografie mit der der Landschaft zu verschränken und erschreibt sich so die Möglichkeit, einen sehr humorvollen, aber durchaus doppelbödigen Ton anzuschlagen, der immer wieder in paradoxe Situationen führt.
Udo Kawasser, geboren 1965 in Vorarlberg, Autor, Lyriker. Übersetzer & Hrsg. einer Anthologie deutschsprachiger zeitgenössischer Dichtung, die in Kuba unter dem Titel El cerebro que canta, Verlag Torre de Letras, Havanna, erschien. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Argentinien, Kuba, Mexiko.

Fotosnachweise:
Christoph W. Bauer – Fotowerk
Aichner Carolin Callies – Dirk Skiba
Claudia Endrich – Jorghi Polledition Atelier Foto
Gmeiner/Grohs/Kawasser - Privat